Drei Jahre nach der Abwrackprämie

Vor rund drei Jahren wurde die Umweltprämie eingeführt: 2.500 Euro aus dem Bundesvermögen  winkten jedem Fahrzeughalter, der seinen alten Wagen verschrotten ließ und sich stattdessen einen Neu- oder Jahreswagen zulegte. Viele Besitzer älterer und alter Autos nahmen die Prämie zum Anlass, ihrem Auto Lebewohl zu sagen, doch ob die Umwelt davon tatsächlich einen Nutzen haben würde, war schon zu Beginn der Aktion umstritten. Der Volksmund hatte der Umweltprämie bereits vorher den Beinamen „Abwrackprämie“ verliehen, der ihr bis heute nähersteht, weil er logischer ist. Es ging vornehmlich darum, auf den Straßen Platz für neue Fahrzeuge zu schaffen und die Absatzzahlen der Automobilindustrie anzukurbeln. Heutige Bilanzen zeigen deutlich, dass die Umwelt wenig davon hatte.

Auch neue Autos belasten die Umwelt

Die Pauschalisierung, gebrauchte Autos seien umweltschädlicher als neue, ist schlichtweg falsch. Das gewichtigste Gegenargument ist die enorme Umweltbelastung durch Neuproduktion von Automobilen. In die ökologische Gesamtbilanz jedes Fahrzeugs müssen auch der Rohstoff- und Energieverbrauch sowie die Emissionen einfließen, die bei der Herstellung anfallen. Bevor ein Wagen im Betrieb gute Umwelteigenschaften zeigen kann, muss er erst einmal gebaut werden. Ältere Fahrzeuge haben diese erste und erhebliche Umweltsünde schon hinter sich, und je länger sie funktionieren, desto besser wird ihre Ökobilanz. Aber nicht nur die gerät aus dem Gleichgewicht, wenn ein Auto, das technisch noch in Ordnung ist, trotzdem verschrottet wird.

Nachrüsten statt Wegwerfen

Die Wege und Märkte der Gebrauchtwagen weltweit sind dynamisch und haben sich vielfach über Jahrzehnte hinweg bewährt. Viele gebrauchte Autos, die hier ausgemustert werden, können anderswo auf der Welt noch viele Jahre weiterfahren und dort noch ältere ersetzen. Werden in kurzer Zeit unmäßig viele funktionierende Fahrzeuge aus diesem System herausgerissen, entstehen Engpässe. Die wiederum führen zu Notlösungen oder Stagnation, über die sich weder Mensch noch Natur freuen. Die nachrückenden Neufahrzeuge sind überdies vielfach stärker und schwerer als ihre Vorgängermodelle, außerdem kann sie sich nicht jeder leisten. Mit wesentlich weniger finanziellem Aufwand und Energie hätten zehntausende alter Fahrzeuge mit Rußfiltern oder Katalysatoren nachgerüstet werden können.

Alte Technik gehört zur Kultur

Der emotionale Aspekt sollte ebenfalls berücksichtigt werden, wenn es um gebrauchte Autos geht. Zwanzig Jahre muss ein Fahrzeug auf dem Buckel haben, um als Youngtimer zu gelten, nach 30 Jahren ist es ein Oldtimer. Alte Autos gehören zum Kulturgut: Was gut ist, kann alt werden – und sollte es auch dürfen. Viele Fahrer sehen das genauso: Sie ziehen explizit gebrauchte Autos vor und schätzen an deren Technik die bessere Überschaubarkeit: Je mehr Elektronik und Spezialteile in Motor und Fahrwerk verbaut sind, desto mehr Fehlerquellen gibt es und desto weniger Möglichkeiten für den Laien, sein Auto zu verstehen und richtig zu warten.

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