Probefahrt: Family-Show-Down im VW Sharan / Der Kleinbus im Autotest im Familienformat

(dmd). Groß genug für eine Familie nennen sich eine Menge Autos. Aber bestehen sie den Härtetest auch bis ins Detail? Also nicht nur, was die Kubikmeterzahl der Innenraums betrifft, sondern auch in solchen Dingen wie, wie man ins Auto steigt, den Kindersitze befestigt oder das Platzangebot noch mehr erweitert – oder minimiert? Wir haben den Kleinbus VW Sharan dem Großfamilientest unterzogen. Und geprüft, was er sonst noch alles kann.

Den Anfang machte gleich die schwierigste Aufgabe für jedes Großfamilienauto: die Montage von drei Kindersitzen im Fond. Schon allein an der Innenraumbreite scheitern die meisten Autos. Passt es doch, sind bisweilen die Gurtschlösser mit durchschnittlich großen Händen nicht mehr zu erreichen. Der Sharan nimmt die Hürde aufgrund seiner serienmäßigen drei Einzelsitze in Reihe zwei ohne Probleme. Gleichzeitig fasst der Kofferraum auch zwei große Kinderwagen, ohne dass Bobby-Car und Laufrad zu Hause bleiben müssten. So viel Platz ist bei VW sonst nur im Bus Multivan; der Kompakt-Van Touran wäre schon längst in die Knie gegangen.

Hallenmäßig Platz
Auch in weiteren Familiendisziplinen kann der Sharan überzeugen. Allen voran die Schiebetüren hinten, die das Ein- und Aussteigen auch in der kleinsten Lücke ermöglichen. Wer gelegentlich die Spielkameraden seiner Kinder mitnehmen will, erhält gegen Aufpreis (725 Euro) eine dritte Sitzreihe mit akzeptablem Platzangebot. Wer lieber allein im Möbelhaus einkaufen geht, klappt sämtliche Sessel einfach flach zusammen und versenkt sie im Boden. Dann entsteht ein Laderaum in Turnhallengröße. Das geht alles simpel und ohne Kraftaufwand von der Hand – anders als im Vorgänger, wo die hintere Sitzbank noch umständlich ausgebaut werden musste. Einziger Kritikpunkt in der Kategorie Beladung: Die Heckklappe könnte ein wenig weiter aufschwingen; Großgewachsenen drohen Beulen am Kopf.

Kinder und Gepäck sind gut versorgt im Sharan – aber auch der Fahrer kommt nicht zu kurz. Das Cockpit ist wie immer bei VW vorbildlich aufgeräumt, gut verarbeitet und strahlt eine Solidität aus, die sich auch vor einem Premium-SUV nicht verstecken muss. Generell gilt: Wer genug Kleingeld für Optionen einplant, kann in dem eigentlich eher biederen Familienfahrzeug eine fast lounge-artige Atmosphäre schaffen. Abwaschbare und pflegeleichte Ledersitze (2.290 Euro) inklusive. Zudem sorgen auf Wunsch zahlreiche Assistenten für Sicherheit, darunter ein Spurhaltewarner (500 Euro), eine Fernlichtautomatik (144 Euro) und eine Rückfahrkamera (275 Euro).

Artig unterwegs
Nicht zu vernachlässigen sind die Fahreigenschaften. Hier gibt sich der 4,85 Meter lange Van überraschend handlich. Die exakte Lenkung, das geschmeidige Fahrwerk und die vertrauensfördernden Bremsen machen jede Fahrt zum entspannten Familienausflug, egal ob Autobahn, Landstraße oder Innenstadt. Der 125 kW/170 PS starke Diesel schiebt den voll ausgestatteten und voll besetzten Sharan dabei zwar nicht unbeding locker-spritzig, aber dafür nachdrücklich und unaufgeregt nach vorn. Der Praxisverbrauch von rund sieben Litern geht vollkommen in Ordnung. Das Doppelkupplungsgetriebe arbeitet in der Regel ebenso unauffällig und im Hintergrund wie der auch akustisch zurückhaltende Motor. Lediglich bei plötzlicher Leistungsabfrage brauchen die Gänge eine Gedenksekunde, um sich richtig zu ordnen.

Soweit so positiv. Und tatsächlich fallen nach ausgiebigem Alltagstest kaum Schwächen beim Sharan auf. Zwei gibt es aber doch. Zum einen ist da das biedere Design. Dass man den bauartbedingt eher kastenförmigen Van nicht neu erfinden kann, mag richtig sein. Dass man den Sharan aber ohne Vergleichsobjekt vom kleineren Touran kaum unterscheiden kann, spricht für fortgeschrittene Einfallslosigkeit.

Unartiger Preis
Weit wichtiger als Äußerliches ist bei einem Familienauto aber der Preis. Mindestens 29.800 Euro kostet der Sharan als Basisbenziner mit 110 kW/150 PS. Die getestete Dieselversion steht sogar für 33.375 Euro in der Preisliste – ohne Extras. Für die durchschnittliche fünfköpfige Familie ist das das Urlaubsbudget bis zum Schulabschluss. Wettbewerber wie der technisch identische Seat Alhambra (ab 27.950 Euro) und der Ford Galaxy (ab 26.290 Euro) sind sowohl in der Anschaffung als auch bei den Ausstattungsoptionen etwas familienfreundlicher.

Technische Daten – VW Sharan:
– fünf- bis siebensitziger Van
– Länge: 4,85 Meter
– Breite: 1,90 Meter
– Höhe: 1,72 Meter
– Radstand: 2,92 Meter
– Kofferraumvolumen: 885 Liter (Siebensitzer: 300 Liter) – 2.430 Liter
- 2,0-Liter-Dieselmotor mit 125 kW/170 PS
– max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.750 – 2.500 U/min
– null bis 100 km/h in 9,5 Sek.
– Vmax: 210 km/h
– Normverbrauch 5,8 Liter/100 km
– CO2-Ausstoß 152 g/km
– Testverbrauch 7,0 Liter/100 km
– Preis: ab 33.575 Euro

VW Sharan – Kurzcharakteristik:
Alternative zu: Ford Galaxy, Seat Alhambra, Renault Espace, aber auch VW Multivan
Sieht gut aus: für Fans des VW Touran-Designs – sollte es sie geben
Passt zu: solventen Großfamilien

Bildunterschrift: Mit einem 170 PS-Diesel ist der Sharan gut motorisiert.
Foto: dmd/VW

Innen geht es gewohnt hochwertig zu.
Foto: dmd/VW

Platz für Gepäck und Spielsachen ist zur Genüge vorhanden.
Foto: dmd/VW

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