Der Porsche Panamera S hybrid im Test: Diese Sportlimousine glänzt auch beim Verbrauch Verbrauchswerte von unter acht Litern waren noch bis vor kurzem kaum vorstellbar

(dtd). Galten besonders die PS-starken Oberklasse-Limousinen bislang als „Spritfresser“, bringen ihnen kreative Ingenieure nun neben sehr sportlicher Leistung auch das Spritsparen bei.
Das schont natürlich unseren Geldbeutel und die Umwelt, andererseits dürfen wir uns auch über lange Abstände zwischen zwei Tankstopps freuen. Mit dem Porsche Panamera S hybrid – ein echter Vollhybrid – kamen wir auf unserer Testfahrt mit einer einzigen Tankfüllung (80 Liter) knapp 860 Kilometer weit. Wer den rechten Gas-Fuß nicht ständig auf dem Boden gedrückt hält, vorausschauend fährt und die eingebaute Technik perfekt einsetzt, darf sich immer wieder auf Verbrauchswerte deutlich unter acht Liter freuen. Auf ruhigen Überlandtouren können es auch schon mal sieben sein.

Der werksseitig angegebene vergleichbare Verbrauch (NEFZ) liegt mit optionalen All-Season-Reifen von Michelin (nochmals verringerter Rollwiderstand) bei 6,8 Liter auf 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von nur 159 g/km entspricht. Damit schlägt der sparsamste Porsche aller Zeiten auch alle Vollhybrid-Serienfahrzeuge der Luxusklasse in Verbrauch und Emissionen um Längen. Doch selbst mit serienmäßiger Bereifung liegen Verbrauch (7,1 Liter) und CO2-Ausstoß (167 g/km) auf bisher unerreicht niedrigem Niveau. Dazu trägt auch die Stopp-Start-Funktion bei, die den Motor vor roten Ampeln abschaltet und beim Gasgeben wieder startet.

Mit der Kraft zweier Herzen

Der Hybrid-Panamera wird vom gleichen Motoren-Team befeuert, das sich schon im Cayenne S hybrid bewährte: Dreiliter-V6-Kompressor- (333 PS) und Elektromotor (47 PS). Beide können die Luxuslimousine jeweils allein oder mit vereinten Kräften und somit 380 PS antreiben. Den E-Motor versorgt eine Nickel-Metallhydrid-Batterie, die speichert auch beim Bremsen und Fahren gewonnene elektrische Energie. Für perfekte Kraftübertragung sorgt die ebenfalls aus dem Cayenne bekannte Achtgang-Tiptronic S.
Damit kann sich der Viertürer ohne wenn und aber in der Sportwagen-Welt zeigen. Aus dem Stand überspringt die Tachonadel auf Wunsch schon nach sechs Sekunden die 100er Marke, die Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h ist ebenso beachtlich. Auch das maximale Drehmoment aus beiden Maschinen ist mit 580 Nm bereits ab 1.000 Touren beeindruckend. Nicht zu vergessen: Rein elektrisch fährt der Wagen rund zwei Kilometer weit – je nach Fahrsituation sogar bis 85 km/h.

Er kann sogar segeln

Der von Porsche entwickelte Hybridantrieb erschließt – im Gegensatz zu anderen, die ihre Vorteile zumeist im Stadtbetrieb ausspielen – darüber hinaus als weltweit einziges auch weitere Verbrauchspotenziale in höheren Tempobereichen: das so genannte „Segeln“ auf Autobahnen und Landstraßen. Dabei wird bis 165 km/h in Phasen ohne Antriebsleistung (wenn der Fuß vom Gaspedal genommen wird) der Benzinmotor vom Antriebstrang abgekoppelt und abgeschaltet. Klingt gut, ist es auch. Auf einer von uns sehr ruhig angegangenen Sparfahrt über bayerische Landstraßen (ohne andere zu behindern) „segelten“ wir am Ende über 38 Prozent der 30 Kilometer langen Strecke ohne Motor.
Klasse ist auch die Möglichkeit morgens elektrisch durch das noch schlafende Wohngebiet oder aus der Tiefgarage zu fahren. Ein Knopfdruck genügt und der Elektromotor übernimmt die Arbeit. Bei anderen Hybrid-Modellen springt morgens dagegen aus technischen Gründen immer der Benzinmotor an. Die Ingenieure aus dem werkseigenen Entwicklungszentrum in Weissach machen eben auch Unmögliches möglich.

Top-Ausstattung

Beim Thema Serienausstattung liegt der Panamera S hybrid (ab 106.185 Euro) noch über dem bereits sehr hohen Niveau des Achtzylinder-Bruders. Er rollt wie die Turbo-Variante mit adaptiver Luftfederung (ermöglicht bis 30 km/h auch das Anheben des Fahrzeugs um 20 mm zum sicheren Befahren von steilen Rampen in Parkhäusern oder Überfahren hoher Bordsteine) inklusive adaptivem Dämpfersystem PASM vom Band, mit geschwindigkeitsabhängiger Lenkunterstützung „Servotronic“, Heckscheibenwischer (merkwürdig: der kostet sonst Aufpreis), Teillederausstattung, achtfach elektrisch verstellbaren und beheizbaren Komfortsitzen (Belüftung optional) und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Dazu ein großer Sieben-Zoll-Touchscreen – in Verbindung mit einem Audiosystem oder dem optionalen Porsche Communication Management (PCM) und Navigationsmodul. Und der zeigt dem Fahrer auch alle wichtigen Informationen über die hybridspezifischen Fahrzustände.

Fazit: Mit der Hybrid-Variante des Panamera hat Porsche erneut ein echtes Meisterwerk auf vier Räder gestellt – das mit Abstand beste Hybrid-Modell in der Oberklasse. So sparsam unterwegs ist zurzeit keine andere Luxuslimousine weltweit.

Autor: Achim Stahn

Technische Daten

Modell: Porsche Panamera S hybrid
Getriebe: Achtgang Tiptronic S
Antrieb: Heckantrieb
Benzinmotor: V-Sechszylinder
Hubraum: 2.995 ccm
Leistung: 245 kW/333 PS
Drehmoment: 440 Nm (3.000 U/min)
CO2-Emission: 167 g/km
Elektromotor: 34 kW/47 PS
0-100 km/h: 6,0 Sekunden
Höchsttempo: 270 km/h
Testverbrauch: 8,5 Liter Super 95
Tankinhalt: 80 Liter
Kofferraum: 335 bis 1.153 Liter
Preis: ab 106.185 Euro
Internet-Infos: www.porsche.de
Serienausstattung (Auswahl): 8 Airbags (Knie-Airbags vorne), elektr. Parkbremse, Teillederausstattung, Servotronic, beheizte Komfortsitze vorne, 2-Zonen-Klimaanlage, 18-Zoll Alufelgen, adaptive Luftfederung, 7-Zoll-Touchscreen-Display, CD-Radio, Heckscheibenwischer, Isofix, Ultraschall-Innenraumüberwachung, Bi-Xenonlicht, Fahrlichtassistent, elektr. Zuziehhilfe für Heckklappe, elektr. anklappbare Seitenspiegel, ParkAssistent hinten

Unser Testurteil

Das gefiel besonders:
+ eigenständiger optischer Auftritt
+ fährt sicher wie auf Schienen
+ beeindruckendes Cockpitdesign
+ variabel nutzbarer Innenraum
+ Stopp-Start-System an Bord
+ dynamisch-sparsame Motorisierung
+ sehr lange Tankintervalle
+ Radar-Spurwechselassistent (optional)
Verbesserungsbedürftig:
– hohes Preisniveau
– kein Allrad lieferbar
– Aufpreis Leichtlaufreifen (119 Euro)

Bildunterschrift: Der Panamera S hybrid bricht gleich mehrere Rekorde: Er ist das schnellste Hybrid-Modell weltweit und zugleich der sparsamste Porsche der jemals gebaut wurde. Mit ihm sind 270 km/h auf der Autobahn genauso möglich wie sieben Liter Verbrauch auf ruhig gefahrenen Landstraßen.
Foto: Porsche/interPress

n/a